Unsere Weltreise

Bali – Insel zwischen Mythos und Realität

Bali. Schon der Name klingt wie ein Versprechen. Bilder von üppigen Reisterrassen, mystischen Tempeln, weißen Stränden und lächelnden Menschen schwingen unausgesprochen mit. Ein Sehnsuchtsort, ein Mythos, fast schon ein Markenname. Und doch: seit wir hier sind, spüren wir, wie groß die Diskrepanz zwischen dem Traum und der Realität ist.

 

Bali hat es uns nicht leicht gemacht

Wir wollen ehrlich sein – Bali empfängt uns nicht mit offenen Armen. Die Infrastruktur ist miserabel, das spüren wir gleich an den ersten Tagen. Schon kurze Wege von wenigen Kilometern werden zum stundenlangen Geduldsspiel. Straßen voller Schlaglöcher, verstopft vom endlosen Strom an Rollern, Autos, LKWs. Dazu ein Lärmpegel, der kaum abreißt, und ein Chaos, das nach unseren Wochen auf den Malediven und in Sri Lanka besonders laut und fordernd wirkt.

Lebensmittel? Entweder schwer zu bekommen oder überteuert. Ein kleiner Laden im Dorf verkauft nur das Nötigste – Reis, Instantnudeln, ein paar Früchte. Für alles andere braucht es Improvisation.

Und dann die Hunde. Überall bellen sie, oft die ganze Nacht. Anders als die zurückhaltenden Straßenhunde Sri Lankas sind viele hier aggressiv. Mehrmals stellen sie uns auf der Straße, knurrend und fletschend. Zu Fuß unterwegs zu sein, ist in Bali ohnehin fast unmöglich – keine Gehwege, dichter Verkehr, das Gefühl, fehl am Platz zu sein.

Die schönen Orte, die Bali so berühmt gemacht haben, sind oft kaum noch zu ertragen: voller Touristen, umringt von aufdringlichen Händlern, die uns alles Mögliche andrehen wollen. Die Insel lebt vom Tourismus – und sie riecht das Geld. Das wäre an sich verständlich. Doch wir spüren es auf eine Weise, die selten entspannt wirkt.

Und so finden wir uns immer wieder in diesem Gedanken wieder:
Bali lebt von einem Mythos, dem es längst nicht mehr gerecht wird.
Wir sind ohne große Erwartungen gekommen, doch der Ruf dieser Insel begleitet uns. Und wir suchen – vielleicht mehr als irgendwo sonst – nach den Bali-Vibes. Aber finden wir sie? Noch nicht so recht. Und doch sagen wir uns jeden Tag: Wir geben Bali noch eine Chance.

 

Die andere Seite

Und tatsächlich – es gibt sie, die andere Seite von Bali. Manchmal muss man nur ein paar Schritte abseits der touristischen Trampelpfade gehen, und die Insel öffnet sich uns mit einer ganz anderen Energie.

Wir stehen plötzlich allein an einem Wasserfall, baden im klaren Wasser, nur das Rauschen des Dschungels um uns. Wir wandern durch Reisterrassen, begegnen Bauern, die barfuß im Schlamm arbeiten, und erahnen dabei ein Stück vom Lebensrhythmus der Balinesen. In diesen Momenten zeigt Bali, dass der Mythos nicht völlig erloschen ist – er ist nur schwerer zu finden.

Die Mystik dieser Insel ist einzigartig.

Jeden Morgen beginnen die Menschen den Tag mit Opfergaben: den Canang Saris, kleinen Körbchen, kunstvoll aus Bananenblättern geflochtenen Opfergaben, gefüllt mit Blüten, Reis und Räucherstäbchen, die vor Haustüren, auf Wegen, in Schreinen aufgestellt werden.

Überall duftet es nach Weihrauch, überall spürt man eine stille Hingabe, die das Leben hier durchzieht. In jedem Haus, egal wie klein, gibt es Altäre, die den Göttern, Ahnen und Geistern gewidmet sind. Diese gelebte Spiritualität macht den wahren Zauber Balis aus.

 

Tanah Lot – das Heiligtum im Meer

Wir suchen diese Mystik auch in den Tempeln, und unser Weg führt uns zum berühmten Tanah Lot. Das Heiligtum liegt auf einem Felsen mitten im Meer, umtost von meterhohen Wellen, die sich am schwarzen Vulkangestein brechen. Bei Ebbe kann man hinübergehen, bei Flut wird der Tempel vom Wasser umschlossen – ein Ort zwischen den Welten. Tanah Lot gilt den Balinesen als einer der wichtigsten Meerestempel, errichtet im 16. Jahrhundert zur Verehrung der Meeresgötter.

Zum Glück ist es an diesem Tag nicht überfüllt. So können wir uns einen Moment lang vorstellen, wie dieser Ort auf die Menschen seit Jahrhunderten wirkt: kraftvoll, geheimnisvoll, ein Verbindungspunkt zwischen Natur und Glaube.

 

Ulun Danu Bratan – ein See, ein Tempel, ein Mythos

Ein anderes Mal führt uns die Reise hoch hinauf ins balinesische Hochland, zum Tempel Pura Ulun Danu Bratan. Auf 1.200 Metern Höhe liegt er am Ufer des Bratan-Sees, der von den Menschen hier als heilig verehrt wird. Die Göttin des Wassers, Dewi Danu, soll hier residieren, und der See speist viele Flüsse, die die Reisterrassen der Region bewässern.

Die Lage des Tempels ist traumhaft: die Schreine spiegeln sich im Wasser, dahinter erheben sich die grünen Berge. Und doch – zwischen akkurat gepflegter Parkanlage, Eintrittstickets und Touristenmassen wirkt der Ort auf uns fast wie eine Inszenierung. Ein schöner Anblick, aber ein wenig fehlt uns die Seele.

 

Goa Gajah – im Maul des Dämons

Mehr Eindruck hinterlässt Goa Gajah, der „Elefantenhöhlentempel“. Schon der Eingang ist spektakulär: ein riesiges, steinernes Dämonenmaul, durch das man in die Höhle tritt. Drinnen riecht es nach Räucherwerk, und die Dunkelheit ist nur schwach von Öllampen erhellt. Hier spüren wir tatsächlich Spiritualität. Ein heiliger Ort, der nicht nur für die Touristen lebt, sondern den Balinesen noch immer etwas bedeutet.

 

 

Chasing Waterfalls

Bali ist ein Paradies für Wasserfälle – zumindest auf den Fotos.

In der Realität stehen wir oft mit vielen anderen Menschen in einer Schlange, um vor der Kulisse für Instagram zu posieren.

Die Ruhe, die wir suchen, geht dabei verloren.

Doch immer wieder wagen wir uns ein Stück weiter – und finden sie dann doch, die verborgenen Orte.

Ein zweiter, kleiner Wasserfall nur ein paar Meter weiter. Ein einsamer Felspool, in dem wir baden. Ein Tal, das sich plötzlich vor uns öffnet, grün, still, weit. Und in diesen Momenten ist Bali wieder da, so wie wir es uns gewünscht haben.

 

Ein Fazit, das noch keines ist

Bali fordert uns heraus. Vielleicht mehr als jede andere Station unserer bisherigen Reise. Aber gerade das ist auch ein Teil dieser Reise: die Kontraste auszuhalten, das Schöne nicht zu verklären, und dennoch nicht aufzugeben, die Magie zu suchen.

Wir haben Zeit. Das ist kostbar!
Und wir sind sicher: Bali wird uns noch die eine oder andere seiner wahren Seiten zeigen. Vielleicht nicht dort, wo alle suchen. Aber dort, wo wir bereit sind, still zu werden, weiterzugehen und uns einzulassen.

Warum wir uns für ein Reisejahr entschieden haben – und was es mit unserem Mindset gemacht hat

Irgendwann gegen Ende des Jahres 2023 haben wir eine Entscheidung getroffen, die unser Leben komplett auf den Kopf stellen würde: Wir nehmen uns eine Auszeit, ein ganzes Jahr, um die Welt zu bereisen. Ein Sabbatjahr – etwas, das für uns lange wie ein schöner Traum klang, aber nie wirklich greifbar war. Doch je mehr wir uns damit befasst haben, desto klarer wurde: Das ist nicht nur ein Traum. Es ist machbar. Es braucht nur das richtige Mindset.

 

Der erste Funke: Warum eigentlich nicht?

Die Idee kam nicht über Nacht. Es war ein schleichender Prozess, ein Gedanke, der immer wieder aufkam, wenn wir von unseren langen Reisen mit unserem Wohnmobil zurückkehrten, in Reiseerinnerungen schwelgten oder uns von Dokumentationen inspirieren ließen. Eigentlich ist unsere Entscheidung im Nachhinein betrachtet nur die logische Konsequenz unserer bisherigen Reiseaktivitäten. Aber da war auch immer diese Stimme im Kopf: Geht das überhaupt? Können wir das wirklich machen?

Anfangs überwogen die Zweifel: der Job, das Haus, die Finanzen, die Schule der Kinder, all die Verpflichtungen des Alltags. Doch dann drehten wir die Frage um: Warum eigentlich nicht? Was hält uns wirklich davon ab?

Mindset: Von „irgendwann“ zu „wir Reisen Jetzt!“

Wir begannen, uns bewusster mit dem Thema zu beschäftigen. Je mehr wir darüber sprachen, desto realer wurde die Vorstellung. Wir lasen Reiseblogs, hörten Podcasts, sprachen mit Menschen, die Ähnliches gewagt hatten. Und vor allem machten wir uns klar: Es gibt immer Gründe, etwas nicht zu tun – aber wenn wir es wirklich wollen, gibt es auch Wege, es möglich zu machen. - Und diese Wege wollen wir jetzt gehen. 

Mit jedem konkreteren Gedanken wurde die Liste der Dinge, die wir klären mussten, länger. Und das war ein gutes Zeichen! Denn es bedeutete, dass wir uns nicht mehr fragten, ob wir es tun, sondern wie wir es umsetzen.

Die To-do-Liste wuchs – und unser Mut auch

Ein Sabbatjahr bedeutet weit mehr als nur eine lange Reise. Es bedeutet, sein komplettes Leben für eine Weile umzustellen. Plötzlich standen wir vor großen Fragen:

  • Job: Wie gelingt es uns, als Selbstständige unseren Betrieb komplett auf Remote-Business umzustellen? 
  • Haus: Vermieten oder leer stehen lassen?
  • Finanzen: Wie viel kostet das? Wo können wir sparen?
  • Schule: Was bedeutet das für unsere Kinder? Können wir eine Schulbeurlaubung durchsetzen?
  • Route: Welche Länder wollen wir sehen? Wie planen wir sinnvoll?

Am Anfang fühlten sich diese Fragen wie riesige Hürden an. Doch je tiefer wir einstiegen, desto mehr merkten wir: Alles ist lösbar. Manche Dinge brauchen Mut, andere eine Menge Organisation, aber nichts davon ist unmöglich.

Der Wendepunkt: Wir setzen es in Bewegung

Nachdem wir ein halbes Jahr lang an unserem Mindset gearbeitet hatten, folgten die ersten konkreten Schritte. So richtig verbindlich wurde es aber erst, als wir unseren Plan nicht mehr nur für uns behielten, sondern begannen, darüber zu sprechen. Wir erzählten Familie und Freunden davon – und plötzlich fühlte es sich nicht mehr nur wie eine Idee an, sondern wie eine Realität in der Mache.

Natürlich gab es skeptische Reaktionen. Und was ist mit eurem Betrieb? Ist das nicht riskant? Wie macht ihr das mit der Schule?

Klar, das sind berechtigte Fragen. Aber wir hatten uns bereits so intensiv damit auseinandergesetzt, dass wir darauf Antworten hatten. Und vor allem hatten wir eins: Die Überzeugung, dass wir das Richtige tun.

Was wir aus diesem Prozess gelernt haben

Eine Weltreise zu planen, ist eine riesige organisatorische Aufgabe. Aber die eigentliche Herausforderung beginnt im Kopf. Sich wirklich auf die Idee einzulassen, anstatt sie nur als „irgendwann mal“ abzutun – das war der größte Schritt.

Unser Learning: Wenn man sich mit einer großen Idee intensiv beschäftigt, verliert sie ihren Schrecken. Die Hürden werden greifbarer – und damit lösbarer. Und am Ende ist es oft nur eine Frage des Mindsets: Träumst Du weiter – oder setzt Du den ersten Schritt?

Wir haben unseren ersten Schritt gemacht. Unsere Reise beginnt.

Irene und Sebastian

Irene & Sebastian | wirreisenjetzt.de