Reiseblog

In unserem Reiseblog halten wir euch auf dem Laufenden über unsere einjährige Weltreise. Außerdem teilen wir unsere Gedanken rund um das Thema REISEN:

ultimative Tipps, unsere Traumziele, alles, war ihr bei der Reisevorbereitung berücksichtigen solltet, usw...

Eine Woche Hongkong

Unsere Erlebnisse zwischen Kowloon und Victoria Peak

Nach den tropischen Wochen in Indonesien und den futuristischen Tagen in Singapur erreichen wir Hongkong – eine Stadt, die uns vor vielen Jahren schon einmal kurz begegnet ist und uns damals mit ihrem Lärm, ihrer Hitze und ihrem unbändigen Chaos überforderte. Dieses Mal kommen wir mit mehr Zeit, mehr Ruhe und vielleicht auch mit mehr Verständnis für die Komplexität dieser Metropole zurück. Wir wollen entdecken, ob sich Hongkong verändert hat – oder ob wir es sind, die heute anders auf diese Stadt blicken.

Unser Zuhause für die nächsten sieben Nächte ist das Royal Plaza Hotel im Bezirk Mong Kok – ein luxuriöses Fünf-Sterne-Hotel mit großzügigen Zimmern, perfekt gelegen im Norden Kowloons. Gleich nebenan befindet sich eine große Mall, die Metrostation liegt direkt unter dem Gebäude, und vor der Tür tobt das unverwechselbare Leben Kowloons – dicht, bunt, voller Energie. Schon beim ersten Schritt hinaus in diese vibrierenden Straßen spüren wir, dass Hongkong mehr ist als nur eine Großstadt. Es ist ein eigener Organismus – pulsierend, laut, fordernd, aber auch faszinierend schön.

 

Erste Erkundung – zwischen Vergangenheit und Zukunft

Unser erster Weg führt uns nach Hong Kong Central, das westlich geprägte Herz der Stadt auf der gleichnamigen Insel. Schon die Fortbewegung ist hier eine Erfahrung für sich: Der Fußgängerverkehr läuft auf einer zweiten Ebene über der Straße – überdachte Brücken, Rolltreppen, gläserne Korridore, die sich zwischen den Gebäuden hindurchschlängeln. Man bewegt sich fast schwebend über den Straßenverkehr, wie in einem futuristischen Ameisennetz, das Malls, Banken und Hochhäuser miteinander verbindet.

Wir spazieren an den historischen Piers entlang, wo noch die alten Schiffe vor der Skyline ankern, und nehmen schließlich die Fähre nach Kowloon. Die kurze Überfahrt mit dem 60 Jahre alten Boot ist magisch. Hinter uns liegt das glitzernde Panorama der Stadt – eine Wand aus Glas, Stahl und Licht, die sich im Wasser spiegelt. Vor uns öffnet sich die chinesisch geprägte Seite der Stadt: Kowloon.

Bei unserem letzten Besuch in Kowloon vor 18 Jahren herrschte hier das pure Chaos – Lärm, Enge, Überfüllung. Heute erkennen wir die Veränderungen sofort. Entlang der südlichen Nathan Road, die schnurgerade durch Kowloon verläuft, stehen moderne Hochhäuser, Boutiquen, internationale Marken. Doch je weiter wir uns vom Hafen entfernen, desto stärker wird der vertraute Herzschlag des alten Hongkongs spürbar. In den Seitengassen brutzeln Nudeln in dampfenden Woks, Händler rufen ihre Waren aus, Neonlichter flackern über abblätternden Fassaden. Es riecht nach Gewürzen, Abgasen und Leben. Hier, zwischen Garküchen und Markständen, gibt es noch das alte Kowloon.

 

Mong Kok – das ungezähmte Herz der Stadt

Am nächsten Tag nehmen wir uns Zeit für Mong Kok, unser Viertel, das wie ein Mikrokosmos all dessen wirkt, was Hongkong ausmacht: dicht, laut, chaotisch – aber gleichzeitig unglaublich lebendig. Wir beginnen auf der Fa Yuen Street, einer Straße voller Marktstände, auf der die Einheimischen einkaufen, was sie zum täglichen Leben brauchen. Wir sind die einzigen Europäer weit und breit, und doch fühlen wir uns willkommen, wenn uns ein Lächeln begegnet oder jemand uns neugierig mustert.

Nur wenige Straßen weiter eröffnet sich ein anderes Bild: der Flower Market, eine Allee aus Farben, Düften und floraler Perfektion. Und gleich dahinter der Bird Market, ein Ort, der uns gleichermaßen fasziniert wie befremdet. In hölzernen Käfigen zwitschern Kanarienvögel, Finken, Papageien, Beos – so viele Arten, dass man kaum glauben mag, dass all diese Tiere hier zum Verkauf stehen. Vielleicht liegt es an der Enge der Stadt, dass die Menschen sich Vögel halten – sie brauchen wenig Platz, bringen Klang und Leben in die winzigen Wohnungen.

Wohnraum in Hongkong ist ein rares Gut. Viele Menschen leben auf kaum zehn Quadratmetern, Küchen sind Luxus. Man isst draußen, man lebt draußen, man existiert im Rhythmus der Stadt. Mong Kok zeigt uns, wie intensiv Leben hier sein kann – faszinierend und beängstigend zugleich.

 

Hong Kong Island – Hoch hinaus zum Victoria Peak

Am nächsten Tag zieht es uns wieder auf die Insel – zum legendären Victoria Peak, dem Wahrzeichen der Stadt. Mit seinen 552 Metern ist er der höchste Punkt Hong Kong Islands, und von oben blickt man auf eines der berühmtesten Stadtpanoramen der Welt.

Die Fahrt mit der Peak Tram ist der schnellste, aber auch kostspieligste Weg auf den Gipfel. Auf jeden Fall aber ist es ein besonderes Erlebnis: Sie existiert seit 1888 und zählt zu den steilsten Standseilbahnen der Welt. Mit bis zu 27 Grad Neigung zieht sie uns in nur acht Minuten fast senkrecht den Berg hinauf. Oben angekommen, lassen wir die Touristenscharen am Einkaufszentrum zurück und folgen stattdessen der Lugard Road, einem schmalen Pfad, der auch Victoria Peak Loop genannt wird und sich rund um den Gipfel windet.

Von hier aus blicken wir auf die Skyline, auf die gewaltigen Containerhäfen, auf die zahllosen Inseln im Süden. Das Licht schimmert golden durch den Dunst, und das Rauschen der Stadt wirkt plötzlich wie ein fernes Summen. Spontan entscheiden wir, noch ein Stück höher zu steigen – über mehr als 600 Stufen zum Mount High West. Der Aufstieg ist steil, die Luft feucht, das Herz pocht, doch der Ausblick vom Gipfel ist überwältigend. Ein 360-Grad-Panorama, das uns für alle Mühe entschädigt.

Als die Sonne langsam versinkt, kehren wir zurück und fahren hinab zum Central Market, einer historischen Markthalle, die heute ein stylischer Food Court ist. Wir probieren Gerichte aus Singapur, Taiwan und Vietnam – und plötzlich dringt Musik von Mickie Krause aus den Lautsprechern: Oktoberfest in Hongkong. Eine Blaskapelle spielt, Chinesen sitzen an Biertischen vor ihren Maßkrügen - ein wenig passiv und introvertiert. Wir lachen Tränen über die skurrile Absurdität der Szene – und lieben sie gerade deshalb.

 

Licht, Ruhe und Luxus

Nach so viel Trubel gönnen wir uns einen Tag Pause und genießen die Annehmlichkeiten unseres Royal Plaza Hotels: Pool, Sauna, Ruhe. Hongkong kann anstrengend sein – aber auch wohltuend, wenn man die Hektik draußen lässt.

Am Abend brechen Sebastian und Marlene dennoch auf – die Skyline ruft. Von der Kowloon Pier aus bietet sich einer der schönsten Blicke auf Hong Kong Island. Vor uns glitzern die erleuchteten Wolkenkratzer und spiegeln sich im Meer. Wir setzen uns auf die breite Uferterrasse, schauen, quatschen, genießen. Später fahren wir mit der Fähre hinüber, spazieren über die Central and Western Promenade, vorbei am Observation Wheel, und nehmen schließlich die Metro zurück ins Hotel.

Eigentlich sollte unser Hongkonk-Aufenthalt schon nach fünf Tagen zuende gehen, doch hier stimmt einfach alles: das Hotel ist großartig, die Lage perfekt, die Stadt gefällt uns. Also beschließen wir, länger zu bleiben.

 

Parks, Geschichte und Geburtstag

Hongkong hat uns längst in seinen Bann gezogen. Wir besuchen den Hong Kong Park mit seinen Teichen, tropischen Pflanzen, Volieren und Gewächshäusern, und den Zoological and Botanical Garden, wo wir lange den Affen zusehen, die ihre akrobatischen Kunststücke vollführen.

Wir schlendern durch Soho, wo Cafés und Bars an den steilen Hängen kleben, und fahren danach mit der Central–Mid-Levels Escalator, der längsten überdachten Rolltreppe der Welt. Auf über 800 Metern verbindet sie das Geschäftsviertel mit den höher gelegenen Wohngebieten und überwindet dabei rund 135 Höhenmeter – ein technisches Wunderwerk und zugleich das Rückgrat des täglichen Lebens in dieser vertikalen Stadt.

Am Abend essen wir erneut im Central Market – immer noch Oktoberfest, immer noch skurril, immer noch wunderbar absurd.

Natürlich darf auch die berühmte Symphony of Lights nicht fehlen. Wir sichern uns Plätze am Hafen, warten, und als die Musik beginnt, leuchten die Gebäude auf – Laser, Farben, Bewegung. Doch irgendwie bleibt die Magie aus. Ein paar Minuten später ist alles vorbei. Vielleicht ist es die Erinnerung an Singapurs Perfektion, die den Zauber überlagert, so dass wir ein wenig enttäuscht sind. Trotzdem: Der Blick bleibt atemberaubend.

Am nächsten Tag feiern wir Maximilians 17. Geburtstag – mit einem späten Frühstück in der Moko-Mall, mit Lachen, Reden, einfach Zusammensein und Familienleben. Später besuchen wir das Hong Kong Heritage Discovery Centre, ein kleines, aber eindrucksvolles Museum, das die Entwicklung der Stadt von der Steinzeit bis zur Moderne nachzeichnet. Besonders faszinierend: Hinter Glas beobachten wir Paläontologen, die Fossilien freilegen – echte Wissenschaft zum Anfassen.

 

Abschied mit goldenen Buddhas

Unser Flug startet erst um 20 Uhr, also bleibt uns am letzten Tag noch Zeit für einen besonderen Ort: das Ten Thousand Buddhas Monastery in Sha Tin.


Ein steiler Weg führt hinauf – gesäumt von goldenen Buddhafiguren, jede einzelne anders. Manche lächeln, manche meditieren, manche halten Blumen, Tiere, Schriftrollen. Oben angekommen, öffnet sich ein Klosterkomplex, erfüllt vom Duft brennender Räucherstäbchen, durchzogen von leiser Musik. Das Hauptgebäude ist eine goldverzierte Tempelhalle. In einem gläsernernen Schrein sitzt im Lotussitz der Klostergründer Yuet Kai, dessen sterbliche Überreste auf wundersame Weise mumifiziert sind und als unvergänglich gelten. Die Wände der Tempelhalle sind voller Nischen mit kleinen Buddhastatuen. In Wahrheit sind es nicht zehntausend, sondern über 13.000 Buddha-Statuen – jede ein Ausdruck stiller Andacht. Von der Terrasse blicken wir über ein Meer aus Hochhäusern, das sich bis zum Horizont zieht.

Wir entzünden Räucherstäbchen, wünschen uns eine sichere Weiterreise und spüren – vielleicht ist dies der stillste Moment unserer gesamten Woche.

 

Mit einem Taxi fahren wir schließlich zum Flughafen. In der Lounge genießen wir das leckere Essen und stoßen mit Cocktails und Mocktails auf Hongkong an – diese Stadt, die wir einst kaum verstanden haben und die uns diesmal verzaubert hat.
Draußen sinkt die Sonne, und während der Flieger Richtung Vietnam startet, glitzert das Meer unter uns – und die Skyline von Hongkong verabschiedet uns in der Nacht.

Hongkong - laut und leise zugleich, geordnet und chaotisch, kühl und voller Leben. Vor 18 Jahren waren wir überfordert. Heute haben wir die Einzigartigkeit dieser Stadt lieben gelernt und werden noch lange an diese erlebnisreiche Woche zurückdenken.