Australien

Uluru, Kata Tjuta & Kings Canyon: Dein Guide ins rote Herz Australiens
26.01.2025 10:16 Erlebe die Magie des australischen Outbacks: Uluru, Kata Tjuta und der Kings Canyon begeistern mit atemberaubenden Landschaften und tiefer kultureller Bedeutung. Entdecke Wanderwege, mystische Felsformationen und Oasen. Dein Guide mit Tipps zu Highlights, Reisezeit und Kultur!

Mit dem Camper durch Australiens Outback

Von Melbourne nach Darwin

Willkommen zu deinem nächsten Abenteuer! Stell dir vor: endlose Straßen, atemberaubende Landschaften, magische Sonnenuntergänge und das Gefühl völliger Freiheit. Diese Reise führt dich von der pulsierenden Metropole Melbourne durch das faszinierende Outback bis ins tropische Darwin. Mit einem Camper wird diese Route zu deinem persönlichen Zuhause auf vier Rädern – perfekt, um die schönsten Ecken Australiens zu entdecken. Hier nehmen wir Dich mit auf diese legendäre Strecke und geben Dir hilfreiche Tipps für Deine Reise durch das australische Outback.

Melbourne

Der perfekte Startpunkt

Deine Reise beginnt in Melbourne, einer der lebenswertesten und kulturell aufregendsten Städte der Welt – und der wohl coolsten Stadt Australiens. Bevor du deinen Camper belädst und ins Abenteuer startest, lohnt es sich, die Stadt in vollen Zügen zu genießen.

Was Melbourne so besonders macht:

Die Stadt ist bekannt für ihre lebendige Kunst- und Kulturszene. Schlendere durch die ikonischen Gassen der Innenstadt wie Hosier Lane oder AC/DC Lane, die voller beeindruckender Street-Art und Kreativität stecken. Diese versteckten Ecken laden dazu ein, ständig Neues zu entdecken – sei es ein kleines Café, eine Galerie oder ein Boutique-Shop.

Wenn du die lokale Küche und Produkte besser kennenlernen möchtest, solltest du einen Abstecher zum Queen Victoria Market machen. Hier findest du nicht nur frische Vorräte für deinen Roadtrip, sondern auch zahlreiche Food-Stände, die internationale Leckerbissen anbieten.

Entspannung und Natur:

Falls du ein wenig Natur in der Stadt suchst, bieten sich der Royal Botanic Gardens oder ein Spaziergang entlang des Yarra River an. Diese grünen Oasen sind perfekt, um eine Pause vom urbanen Trubel zu machen und Kraft für die bevorstehende Reise zu tanken.

Tipp vor dem Roadtrip:

Stelle sicher, dass dein Camper vollständig ausgestattet ist! Neben Wasser- und Benzinkanistern sowie einer Grundausstattung an Lebensmitteln solltest du auch an Dinge wie Kartenmaterial (falls das Netz im Outback versagt) und Erste-Hilfe-Kits denken.

Die Great Ocean Road

Spektakuläre Küstenlandschaften

Kaum bist du aus Melbourne heraus, erwartet dich ein echtes Highlight: die Great Ocean Road. Diese weltberühmte Küstenstraße schlängelt sich entlang schroffer Klippen und vorbei an traumhaften Stränden. Die Zwölf Apostel, riesige Kalksteinfelsen im Meer, sind ein absolutes Must-See.

Must-Stops:

  • Bells Beach: Ein Paradies für Surfer.

  • Apollo Bay: Perfekt für einen kurzen Strandspaziergang.

  • Cape Otway: Besuche den Leuchtturm und halte Ausschau nach Koalas.

Tipp: Plane genügend Zeit für Fotostopps ein und tanke den Camper regelmäßig auf – Tankstellen sind hier seltener als du denkst.

Grampians National Park

Wanderparadies mit Aussicht

Von der Küste geht’s ins Inland zu den majestätischen Grampians. Hier kannst du beeindruckende Wanderungen unternehmen, Wasserfälle bestaunen und mehr über die Kultur der Aborigines erfahren. Die Aussicht vom Pinnacle Lookout wird dich umhauen!

Tipp: Die Grampians sind bekannt für ihre Tierwelt – halte die Kamera bereit für Kängurus und Emus.

Barossa Valley

Genuss für alle Sinne

Jetzt wird es genussvoll: Das Barossa Valley ist eines der bekanntesten Weinbaugebiete Australiens. Gönn dir eine Weinverkostung und genieße regionale Spezialitäten, bevor es weiter ins Outback geht.

Tipp: Wenn du mit dem Camper unterwegs bist, kannst du auf einem der vielen Weingüter übernachten – ein unvergessliches Erlebnis.

 

Port Augusta

Das Tor zum Outback

Port Augusta wird oft als das "Tor zum Outback" bezeichnet. Hier solltest du dich noch einmal mit Vorräten eindecken und den Camper checken lassen. Ab jetzt beginnt der echte Outback-Teil deiner Reise.

Flinders Ranges

Rote Berge und wilde Schluchten

Die Flinders Ranges sind ein beeindruckendes Gebirge, das besonders bei Sonnenaufgang und -untergang in einem spektakulären Rot leuchtet. Ein Abstecher nach Wilpena Pound, einem natürlichen Amphitheater, ist ein absolutes Highlight.

Tipp: Trage festes Schuhwerk und achte auf ausreichenden Sonnenschutz – die Sonne kann hier gnadenlos sein.

Coober Pedy

Die Stadt unter der Erde

Willkommen in der Opalhauptstadt der Welt! Coober Pedy ist berühmt für seine unterirdischen Häuser und Hotels, die die Bewohner vor der Wüstenhitze schützen. Besuche eine Opalmine oder übernachte in einem unterirdischen Hostel.

Tipp: Probiere die regionale Spezialität „Känguru-Steak“ und erkunde die bizarre Mondlandschaft außerhalb der Stadt.

Uluru und Kata Tjuta

Magie im Herzen Australiens

Kein Outback-Roadtrip wäre komplett ohne einen Besuch beim Uluru (Ayers Rock) und den nahegelegenen Kata Tjuta (Olgas). Der Anblick des Uluru bei Sonnenaufgang oder -untergang ist absolut magisch. Nimm an einer geführten Tour teil, um mehr über die spirituelle Bedeutung dieses Ortes für die Anangu, die traditionellen Besitzer, zu erfahren.

Tipp: Bleib respektvoll und halte dich an die Regeln der Aborigines, insbesondere was das Klettern auf den Uluru betrifft (das inzwischen verboten ist).

Kings Canyon

Atemberaubende Schluchten

Eine Wanderung entlang des Kings Canyon Rim Walk gehört zu den unvergesslichen Momenten dieses Roadtrips. Der Blick in die tiefe Schlucht ist atemberaubend.

Tipp: Starte früh am Morgen, um der Mittagshitze zu entgehen, und nimm genügend Wasser mit.

Stuarts Well Roadhouse

Ein singender Dingo

Auf dem Weg nach Alice Springs solltest du einen Zwischenstopp im Stuarts Well Roadhouse einlegen. Hier lebt ein ganz besonderer Bewohner: ein Dingo, der „singt“!

Tipp: Nutze die Roadhouses entlang des Stuart Highway, um Benzin zu tanken und kleine Pausen einzulegen.

Alice Springs

Das Herz des Outbacks

Alice Springs ist der perfekte Ort, um ein paar Tage zu entspannen und das Outback-Leben zu erleben. Besuche den Royal Flying Doctor Service oder erkunde den Alice Springs Desert Park.

Tipp: Die Stadt ist auch der Ausgangspunkt für Touren in die West MacDonnell Ranges.

Devils Marbles

Mystische Felsformationen

Die Devils Marbles (Karlu Karlu) sind riesige Granitkugeln, die wie zufällig aufeinander gestapelt wirken. Sie sind ein heiliger Ort der Aborigines und ein großartiger Fotostopp.

Mataranka

Heiße Quellen

Nach all der Outback-Hitze kannst du in den natürlichen Thermalquellen von Mataranka wunderbar entspannen. Das türkisfarbene Wasser ist angenehm warm und kristallklar.

Nitmiluk National Park

Schluchten und Wasserfälle

Nitmiluk, auch bekannt als Katherine Gorge, beeindruckt mit seinen tiefen Schluchten und Wasserfällen. Hier kannst du Kajak fahren oder eine Bootstour machen.

Kakadu National Park

UNESCO-Weltnatur- und -kulturerbe

Der Kakadu National Park bietet dir eine unglaubliche Vielfalt an Landschaften, Tierwelt und Aborigine-Kultur. Die Yellow Water Cruises bringen dich ganz nah an Krokodile und exotische Vögel heran. Am Ubirr Rock kannst du uralte Felsmalereien bewundern und eine unglaubliche Aussicht genießen.

Litchfield National Park

Tropische Oasen

Kurz vor Darwin wartet der Litchfield National Park mit tropischen Wasserfällen und natürlichen Pools auf dich – ideal für eine letzte Abkühlung.

Darwin

Charmante Hauptstadt des Northern Territory

Nach Wochen auf der Straße erreichst du das tropische Darwin. Diese lebendige Stadt ist der perfekte Ort, um deinen Roadtrip gebührend abzuschließen. Genieße die Märkte, die Strände und die entspannte Atmosphäre.

Tipps für deine Reise durchs Outback

  • Tankstellen: Tanke, wann immer du kannst. Die Abstände zwischen den Tankstellen sind enorm.
  • Vorräte: Nimm immer genügend Wasser und Lebensmittel mit – mindestens 5 Liter Wasser pro Person und Tag.
  • Navigation: Verlass dich nicht ausschließlich auf GPS. Eine physische Straßenkarte kann im Outback Gold wert sein.
  • Tiere: Fahre vorsichtig, besonders in der Dämmerung – Kängurus sind bekannt dafür, plötzlich die Straße zu überqueren.
  • Kommunikation: Ein Satellitentelefon oder ein Notfallgerät wie ein EPIRB kann in abgelegenen Gebieten lebensrettend sein.

Fazit

Ein Roadtrip von Melbourne nach Darwin ist mehr als nur eine Reise – es ist ein Abenteuer, das du nie vergessen wirst. Du wirst die Vielfalt Australiens erleben, von rauen Küsten und roten Wüsten bis hin zu tropischen Regenwäldern. Mit diesen Tipps und deinem Camper bist du perfekt ausgestattet, um das Outback in vollen Zügen zu genießen.

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Das echte Bali – endlich!

Nach den ersten Wochen auf Bali war klar: Diese Insel fordert uns heraus.

Wir hatten schon viel erlebt – Stille und Lärm, Schönheit und Schatten, Begeisterung und Enttäuschung. Kaum ein Ort hat uns emotional so gefordert. 

Unsere Zeit in Kedungu, einem kleinen Dorf nahe Tanah Lot, war geprägt von dieser Ambivalenz. Die Villa, die wir dort gemietet hatten, war wunderschön: modern, geschmackvoll eingerichtet, mit großem Garten, tropischen Pflanzen und einem herrlichen Pool. Ein Ort, an dem man zur Ruhe kommen könnte – wenn da nicht der Baulärm gewesen wäre.

Der versprochene Blick auf Reisfelder entpuppte sich als Blick auf eine große Baustelle. Schon früh am Morgen begannen die Maschinen zu dröhnen, Staub lag in der Luft, die Gespräche der Arbeiter mischten sich mit dem Summen der Bohrmaschinen.

Von Sonnenaufgang bis spät am Nachmittag wurden wir beschallt. Und so verbrachten wir unsere Tage in einem merkwürdigen Schwebezustand – zwischen Paradies und Baustelle, Schönheit und Lärm.

Trotzdem hatten wir dort auch gute Tage. Unser Fahrer Depa, immer gut gelaunt und mit einem Lächeln im Gesicht, begleitete uns auf unseren Ausflügen.

Wir besuchten Tempel, badeten unter Wasserfällen und standen staunend inmitten der berühmten Jatiluwih-Reisterrassen, einem UNESCO-Weltkulturerbe. Es war, als würde die Landschaft selbst atmen. Grün in allen Nuancen, harmonisch abgestuft, von Wasseradern durchzogen.

Doch je näher wir den touristischen Orten kamen, desto deutlicher wurde auch: Bali ringt mit sich selbt. Überall wird gebaut, überall entsteht Neues – oft auf Kosten des Alten. Traditionelles wird verdrängt, Straßen verstopfen, Dörfer werden zerschnitten von Baustraßen. Nach einer knappen Woche wussten wir: Wir müssen weiter suchen nach dem echten Bali.

 

Abschied mit Hindernissen

Unser Vermieter in Kedungu war verständnisvoll und bot uns an, den Transfer in die nächste Unterkunft als Entschädigung kostenlos zu übernehmen. Pünktlich stand der Van vor der Tür – diesmal mit einer Fahrerin, was auf Bali eher selten ist.

Doch schon die erste Kreuzung wurde zur Prüfung. Sie verpasste die Abzweigung, legte den Rückwärtsgang ein – und mit einem lauten Krachen landete die Hinterachse im Straßengraben. Also: alle raus aus dem Wagen. Ein paar Männer aus der Nachbarschaft eilten sofort herbei, halfen und schoben – und nach ein paar Minuten war das Auto wieder frei.

Unsere Fahrerin wirkte aufgewühlt. Sie griff zu ihrem Handy, öffnete eine App und spielte ein balinesisches Gebetsmantra in voller Lautstärke ab. Das sollte offenbar dem Schutz der Weiterfahrt dienen. Und tatsächlich: Die restliche Fahrt verlief ruhig und sicher – als hätte das Mantra tatsächlich alle bösen Geister besänftigt.

Nach einer Stunde erreichten wir unsere neue Unterkunft – und atmeten auf.

Vor uns lag eine wunderschöne und nagelneue Villa, bestehend aus drei Gebäuden, die sich U-förmig um einen kleinen Pool gruppierten. In der Mitte das Hauptwohngebäude mit drei Schlafzimmern, dann ein weiteres Wohngebäude und ein offenes Gebäude mit Küche, Esstisch und Sofa. Alles luftig, geschmackvoll, eingebettet in tropisches Grün.

In der Nähe gab es ein paar kleine Reisfelder, einen Fluss, der sich durch ein tief eingeschnittenes Tal schlängelt, Palmen und den Gesang der Vögel. Keine Baustelle, kein Lärm. Nur Ruhe (- bis auf einen traditionellen Holzkünstler, der seine Blöcke mit der Kettensäge vorbereitete und in den späten Abendstunden mit seinen Freunden sang...)

Wir fühlten uns sofort wohl und beschlossen, unseren Aufenthalt zu verlängern. Doch leider war die Villa nach vier Nächten schon wieder ausgebucht – ein kleiner Stich ins Herz, denn dieser Ort fühlte sich endlich richtig an. Wir genossen jeden Moment dort: Frühstück am Pool, Abkühlung im Pool, ab zu ein Ausflug und abends entspanntes Beisammensein, während draußen die Grillen zirpten.

Hier hätten wir bleiben können. Vielleicht sogar länger als geplant. Doch das Schicksal hatte anderes vor.

 

Der absolute Tiefpunkt: Die Rattenvilla

Die nächste Unterkunft – nur sechs Kilometer entfernt – klang auf den ersten Blick vielversprechend: ein kleines Haus mit Pool, direkt am Reisfeld. Perfekt für den Übergang, dachten wir. Doch der Transfer, kaum ein paar Kilometer, dauerte fast eine Stunde – verstopfte Straßen, chaotischer Verkehr, Umleitungen wegen Baustellen.

Und als wir endlich ankamen, waren wir schnell ernüchtert. Eigentlich lag das Haus wirklich schön, am Rande eines Reisfelds. Doch auch hier war natürlich wieder eine Baustelle nebenan, die Nachbarn auf der anderen Seite verbrannten ununterbrochen Gartenabfälle. Das Haus selbst war alt, nicht wirklich sauber, die Türen schlossen nicht richtig. Wir machten uns einen Tee, bestellten etwas zu essen, versuchten, die Atmosphäre auf uns wirken zu lassen.

Dann raschelte es. Eine Ratte huschte direkt vor unseren Augen quer durchs Wohnzimmer. Kurz darauf entdeckten wir eine zweite – im Abfluss der Badewanne.

Das war der Moment, in dem wir wussten: Wir müssen hier weg.

Nach einigen Mails, Chats und Anrufen bekamen wir unser Geld für die Buchung zurück. Doch ein Problem blieb: Woher bekommen wir so schnell eine neue Unterkunft. Wir hatten eigentlich keine Lust, schon wieder stundenlang nach ewas Passendem zu suchen. Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt, doch schließlich fanden wir eine neue Villa – weiter im Norden, abseits des Trubels. Die Fotos sahen wunderschön aus, aber nach allem, was wir erlebt hatten, war unsere Erwartungshaltung gedämpft.

Also packten wir erneut unsere Sachen, bestellten einen Gojek-Fahrer und machten uns auf den einstündigen Weg nach Norden.

 

Taro – Ein Ort, der heilt

Mit jedem Kilometer, den wir aus dem dicht besiedelten Ubud herausfuhren, veränderte sich die Landschaft. Die Luft wurde klarer, die Dörfer wirkten friedlicher. Der Verkehr wurde weniger. Und dann standen wir vor dem Tor unserer neuen Unterkunft – und trauten unseren Augen nicht.

Eine Traumvilla.

Vier separate Gebäude in einem wundervollen Garten mit Palmen, verbunden durch Steinwege, ein offener Wohn- und Essbereich, umgeben von tropischen Pflanzen rahmten einen gewaltigen Infinity-Pool, der scheinbar direkt in die grünen Reisfelder überging. Am Horizont zeichneten sich die Vulkane Balis ab, eingehüllt in leichten Nebel. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Wo ist der Haken? - Doch es zeigte sich: es gab keinen!

Hier war Bali still. Echt. Friedlich. Und wir wussten: Endlich angekommen.

Made, unser Vermieter, begrüßte uns mit einem strahlenden Lächeln und brachte uns ein Begrüßungsgetränk. Sein Lachen war warm, sein Wesen ruhig. Er bot an, am Abend für uns zu kochen – und während wir im Pool schwammen, bereitete sein Team ein balinesisches Abendessen für uns zu. Einfach aber gut: Reis und Nudeln, Gemüse, Hähnchen.

Wir aßen an dem großen Massivholzesstisch, während die Sonne langsam hinter den Reisfeldern versank. Ein Blick wie aus einem Bildband über Bali. Es fühlte sich an wie eine Einladung – von Bali selbst.

 

Die Nacht, in der die Erde bebte

Doch in dieser ersten Nacht rüttelte uns die Insel buchstäblich wach.

Ein Erdbeben! Erst ein leises Grollen, dann Vibrationen – und plötzlich bebte der Boden unter uns, und Türen und Fenster klapperten. Nach einer Minute war es vorbei. Glücklicherweise gab es keine Schäden, nur ganz viel Adrenalin und ein pochendes Herzklopfen.

Aber seltsamerweise fühlte es sich nicht beängstigend an. Im Gegenteil – fast reinigend. Als hätte Bali uns sagen wollen: Ich bin lebendig. Ich bin nicht glatt, nicht bequem, nicht perfekt – aber ich bin echt.

Dieses Erdbeben wurde für uns zu einem Symbol. Es rüttelte nicht nur die Erde, sondern auch unser bisher eher negatives Bild von Bali zurecht.

Und auch das Bild, das Made von uns hatte, wurde zurechtgerückt: Er hatte uns zunächst als gewöhnliche Touristen betrachtet und erzählte uns von kitschigen Bali-Swings und den üblichen Touristenhotspots, zu denen er uns fahren würde. Doch schnell merkte er, dass wir nach etwas ganz anderem auf unserer Reise suchten: Wir sammeln echte Erlebnisse und Erfahrungen abseits der ausgetretenen Pfade des Massentourismus. 

 

Eintauchen in die Spiritualität Balis

In den folgenden Tagen führten wir viele sehr tiefgründige Gespräche mit Made, die uns nachdenklich machten und uns endlich die Kultur Balis verstehen ließen. Er erzählte uns von der Tri Hita Karana, der zentralen Lebensphilosophie der Balinesen. Sie beschreibt die drei harmonischen Beziehungen, die das Glück des Menschen bestimmen:

  • Parahyangan – die Beziehung zwischen Mensch und den Göttern,
  • Pawongan – die Beziehung zwischen Mensch und Mitmensch,
  • Palemahan – die Beziehung zwischen Mensch und Natur.

Nur wenn alle drei im Gleichgewicht sind, so glauben die Balinesen, kann Frieden und Wohlstand entstehen.

Made sprach mit einer Selbstverständlichkeit darüber, die uns berührte. Er lebte diese Werte. Und plötzlich verstanden wir so vieles: den Respekt, die Freundlichkeit, die tiefe Spiritualität, die selbst in den einfachsten Gesten spürbar ist.

 

Begegnungen, die bleiben

Besonders eindrucksvoll war unsere Begegnung mit Munan, Mades Frau. Sie war ursprünglich gekommen, um Irene eine Yoga-Stunde zu geben – doch es wurde ein Abend, der uns lange in Erinnerung bleiben wird.

Munan lud uns zu einer Sound-Healing-Session ein. Obwohl es zunächst befremdlich klang, ließen wir uns darauf ein. Nach einer tiefen gemeinsamen Meditation erfüllte sie den Raum mit Gongs und Klangschalen. Die Töne schienen durch uns hindurchzugehen, jede Zelle zu berühren. Es ging um Schwingung – um das Lauschen nach innen.

Nach der Session sprachen wir über innere Balance, die Energie des Atems, über das Loslassen. Über die Frage: Wer bin ich – und wie kann ich im Einklang mit allem um mich herum leben?

Diese Begegnung veränderte etwas in uns. Sie machte uns still – auf eine gute Weise.

 

Die Kunst des Canang

Ein weiterer Abend war den Canang Sari gewidmet, den kleinen Opfergaben, die wir bereits so oft auf Bali gesehen hatten – auf Straßen, in Tempeln und Schreinen, sogar in Autos.

Munan zeigte uns, wie man sie herstellt: kleine Schälchen aus Palmblättern, zusammengenäht mit Bambus, gefüllt mit Blüten.

Das Canang ist mehr als ein religiöses Ritual. Es ist ein täglicher Akt der Dankbarkeit – eine Manifestation des eigenen Selbst, das man den Göttern darbietet und um inneren und äußeren Frieden bittet.

Jede Blüte steht für eine Tätigkeit im Tagesablauf, jede Farbe für ein Element und die Gottheiten Shiva, Brahma und Vishnu. Das Canang erinnert daran, dass alles miteinander verbunden ist – Mensch, Natur und das Göttliche, sowie Werden, Vergehen und Neuschöpfung.

Diese schlichte, poetische Form der Achtsamkeit hat uns tief berührt.

 

 

Wir nehmen unendlich viel mit

Munan hatte uns noch empfohlen, das benachbarte Dorf Delodsema zu besuchen, in dem das ursprüngliche Bali noch sichtbar ist. Wir unternahmen also die wunderschöne Wanderung dorthin: durch den Dschungel, danach durch Reisfelder - und fanden ein traditionelles Dorf mit den typischen Häusern und Hausaltären hinter kunstvoll verzierten Eingangstüren vor.

 

Ein ganz besonderer Ort ist das Flusstal Semara Ratih, das sich hinter dem Dorf erstreckt. Dort fließen zwei Quellen ineinander, die in der balinesischen Tradition das männliche (Semara) und das weibliche Prinzip (Ratih) verkörpern.

Die Quellen werden durch zwei Bambusröhren zueinander geleitet, die von einer männlichen und einer weiblichen Statue gehalten werden, die vom Dschungel überwuchert sind. Ein mystischer Ort, an dem wir ganz alleine waren.

Bali hat uns geprüft, irritiert, manchmal enttäuscht und sogar schockiert. Aber jetzt, hier in unserer Villa in Taro, inmitten der Reisfelder, mit Blick auf die Vulkane und den offenen Himmel, verstehen wir:

Diese Insel gibt nichts leichtfertig her. Man muss sich ihr öffnen. Man muss bereit sein, sich von ihr verändern zu lassen.

Vielleicht war die „Rattenvilla“ die notwendige Erfahrung, die uns hierher geführt hat – nach Taro, zu Made und Munan, zu Klang, Stille und Spiritualität.

Hier haben wir gelernt, was Bali wirklich ist: kein Sehnsuchtsort für perfekte Bilder auf kitschigen Schaukeln, sondern ein lebendiger Organismus – wild, fordernd, wunderschön.

Und während wir den letzten Abend in Taro ausklingen lassen, denken wir: Bali, du hast uns durch- und aufgerüttelt, gefordert, beschenkt – und schließlich versöhnt. - Wir sind gespannt, was du noch für uns bereithältst.